
Nachdem uns vor kurzem eine äußerst freundliche E-Mail von den Erstis aus Eichstätt darauf aufmerksam gemacht hat, dass unsere Zeit hier in Rennes bald abgelaufen sein wird und Matzes Freundin Camille uns zum ersten Mal den „Esprit Sciences Po“ attestiert hat, ist es an der Zeit eine erste Zwischenblanz unseres Rennes-Aufenthalts zu ziehen und sich Gedanken darüber zu machen, was diesen ausmacht.Nach einigen schlaflosen Nächten des Überlegens, bin ich zu dem Entschluss gekommen, dass der Esprit Sciences Po eine Art Gelassenheit bedeutet. Nach etlichen Jahren gefangen im französischen Schulsystem bleibt einem wohl einfach nichts anderes übrig, als seine Energiereserven für partiels und ähnliche Späße aufzusparen, so dass man sich nicht über allesmögliche aufregen kann...dabei gibt es Gründe aus der Haut zu fahren wahrlich genug. Ein paar Beispiele gefällig? Da wäre zum Einen unsere geniale Bibliothek am IEP: Unglaublich gut ausgestattet, sollte man lieber sofort losrennen, wenn man die Bibliographie für sein Referat in den Händen hält. Hat man dann die Bücher endlich gefunden, darf man sie einen ganzen Tag behalten. Ist das nicht super? Zuvor muss man aber noch einen kleinen grünen Zettel ausfüllen. Sonst wär‘s ja echt zu einfach. Kein Wunder, dass manch einer da versucht sich mit einer Revue davon zu stehlen und sofort in die Falle der Bibliotheksaufsicht rennt. Wer diesen waghalsigen Versuch unternommen hat, will ich hier nicht verraten. Nur ein kleiner Tipp: Die Zeitschrift hieß „L’Histoire“;).Ein weiteres Beispiel wäre die Jagd nach einem Beamer. Jeder weiß, dass Referate am IEP gerne eher nach dem konservativen Muster ablaufen. Vergangene Woche haben Matze und ich nun versucht den technischen Fortschritt - passend zu unserem Thema über die Kolonialisierung - zu bringen und eine PowerPoint Präsentation zu machen. Der Kommentar des Lehrkörpers ließ übrigens Erinnerungen an alte Zeiten in Eichstätt wach werden („Schön diese Bildchen“). Zurück zu unserer Geschichte. Wagemutig wagen wir uns in die Stube der Informatiker in der Hoffnung einen tragbaren Beamer reservieren zu können. Dies gestaltete sich aber als nicht so einfach. Man bat uns zunächst in die Scolarité zu gehen und dort nach einem Raum mit Beamer zu fragen. Pech für uns: Die qualifizierte Kraft deren einzige Aufgabe es ist, die Räume zu verteilen, war leider nicht da. Am nächsten Tag gelang uns das Unmögliche: die oberste Raumbeauftragte sicherte uns einen Raum mit Beamer zu. Youpi! Doch würde diese Geschichte nicht noch eine unglückliche Wende nehmen, wären wir nicht am IEP. Am Tag des Referats stellte sich nämlich heraus, dass besagter Raum nicht nur uns, sondern auch zwei weiteren Gruppen versprochen war. Die Schlacht konnte also beginnen und soviel sei verraten, mit deutscher Sturheit trugen wir den Sieg davon!Die Tatsache, dass wir angesichts dieser Ereignisse die französische Gelassenheit bewahrt haben, zeigt dass sich der Geist des IEP so langsam bei uns einnistet. Darauf lässt auch die Entwicklung schließen, dass wir in den letzten Wochen zur alten Eichstätter Partykultur zurückgefunden haben und beschlossen haben, den Berg von Arbeit, der auf unseren Schreibtischen ruht, einfach mal zu ignorieren, so wie dies die meisten Franzosen auch tun. Es ist eben alles nur eine Frage der Gelassenheit;)
3 Kommentare:
Welch toller Artikel, ihn zu lesen kombiniert mit dem herrlichen Wetter lässt mich von Strand und Sonne träumen!
Ps: Ich bin mir ziemlich sicher, beide Personen zu kennen, auf welche im Text angespielt wird, ahihi.
Einen kenne ich auch!
grandios dieser text mit all seinen absätzen... gäähn
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